Programmbewertung

Bewerten Sie Ihr Gehörschutzprogramm.

Achten Sie darauf, dass Ihr Gehörschutzprogramm regelmäßige Bewertungen einschließt. So können Trends erkannt, Problembereiche beleuchtet und Verbesserungen angestoßen werden.

Ist unser Gehörschutzprogramm effektiv?

  • 3M Gehörschutzprogramm

    Oberstes Ziel eines Gehörschutzprogramms ist es, Mitarbeiter vor lärmbedingtem Gehörverlust zu schützen, der durch das Arbeiten in gefährlich lauter Umgebung verursacht wird. Nachdem alle Elemente des Gehörschutzprogramms umgesetzt und alle Vorschriften geprüft und eingehalten wurden, gilt es zu beurteilen, wie effektiv das Hörverlust-Präventionsprogramms (HVPP) wirkt. Verhindert es tatsächlich lärmbedingten Gehörverlust? Hat es Lücken? Wie kann es verbessert werden? Ist das HVPP effizient und wirtschaftlich?

    Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Effektivität des Programms zu messen. Eine ist es, gezielt auf Änderungen zu blicken, die infolge des Programms eingetreten sind – beispielsweise die trendhafte Entwicklung der Anzahl Fälle von Gehörverlust. Weitere verfolgbare Messgrößen wären etwa die Verringerung von Lärmquellen oder Expositionen. Ein andere Betrachtungsweise ist der Blick auf die Kosten des HVPP im Vergleich zu den Kosten von lärmmindernden Maßnahmen zur Verringerung der Lärmgefahren. Hilfreich kann auch ein Audit des HVPP auf Konformität oder auch die Überprüfung der Richtlinien und Praktiken im Unternehmen unter dem Aspekt sein, dass sich Theorie und Praxis decken. Zur Beurteilung der Effektivität von Gehörschutzprogrammen wurde vor Kurzem eine Checkliste entwickelt (Neitzel et al, 2017).

    Routinemäßige Bewertungen der Programmeffektivität werden empfohlen. Der Arbeitgeber kann dazu einzelne Aspekte des GHP zu unterschiedlichen Zeiten untersuchen, um den Aufwand über das Jahr zu verteilen, oder einen Audit jedes oder jedes zweite Jahr zur selben Zeit vornehmen. Die Programmbewertung kann mit internen Ressourcen oder durch Beauftragung eines sachkundigen externen Dienstleisters bewerkstelligt werden. Die Kombination ist auch möglich. Im nächsten Schritt müssen dann noch die resultierenden Erkenntnisse und Empfehlungen in den HVPP überführt werden.

Merksätze

    • Ein effektives Gehörschutzprogramm beugt Hörschwellenverschiebungen bei lärmexponierten Mitarbeitern vor.
    • Die Analyse von Aufzeichnungen zum Gehörschutzprogramm und ein Abgleich zwischen Theorie und Praxis hilft dem Arbeitgeber, den Erfolg des Programms zu beurteilen.
    • Durch eine regelmäßige Programmbewertung können Trends erkannt, Lücken ermittelt und Verbesserungen eingeleitet werden.
    • Teil der Bewertung kann eine Kosten-Nutzen-Analyse sein.

Schlüsselbegriffe

  • • Audiometrie-Datenbankanalyse

    • Audit

    • Checkliste

    • Hörverlustformel

    • Messgrößen
    • Kosten-Nutzen-Analyse
    • Standardarbeitsanweisung
    • Hörschwellenverschiebung
    • Kennzahlen

Einführung in die Programmbewertung

  • Ein Schlüssel zu einem erfolgreichen HVPP ist ein HVPP-Team mit einer Person in der Rolle des HVPP-Leiters. Ein schnelles Hilfsmittel zum Zusammenstellen des Teams ist ein Blatt mit der Frage „Wer ist verantwortlich?“. Auf diese Weise können Doppelungen, Lücken oder Unklarheiten hinsichtlich der Zuständigkeit für bestimmte Aufgaben aufdeckt werden, und es können sich Hinweise auf die als Nächstes zu unternehmenden Schritte geben. Der Teamleiter zieht das Team zu regelmäßigen Besprechungen zusammen, bei denen Ziele definiert, Probleme diskutiert und das Gesamtprogramm beurteilt werden. Die Programmbewertung kann von dem HVPP-Team vorgenommen, aber auch an einen unabhängigen Dienstleister zur Erledigung delegiert werden.

  • Für die Programmbewertung gibt es verschiedene Herangehensweisen. Einfache Checklisten dienen der Feststellung, ob Richtlinien und Verfahren im Unternehmen vorschriftenkonform sind.

    Als weiterer Ansatz können bestimmte Messgrößen zur Erfolgskontrolle des Programms festgelegt werden. In Verbindung mit den vom HVPP-Team aufgestellten Ziele ermöglichen es die Messgrößen, den Fortschritt zu verfolgen. Beispiele für Messgrößen:
     

    • Durch technische Schutzmaßnahmen erreichte Lärmminderung
    • Anzahl in das HVPP aufgenommener Mitarbeiter
    • Durchführung von Gehörschutz-Dichtsitzprüfungen
    • Entwicklungstrend bei vorgekommenen Hörschwellenverschiebungen
    • Hörverlustgrade
  • Die Programmbewertung kann ein laufender Prozess im Sinne der Kontrolle sein, dass Aufgaben planmäßig durchgeführt und gesetzliche Anforderungen erfüllt werden. Ergänzend können spezielle Bewertungen in regelmäßigen Abständen angesetzt werden, um tiefer in die Materie zu dringen. Manche Programme sehen interne Prüfungen oder Audits zur Vorbereitung auf eine mögliche externe, unangekündigte Prüfung oder Revision vor.

  • Verbesserungsempfehlungen können einfach sein, wie zum Beispiel bestimmte Aufstellorte für Gehörschutz-Spender im Betrieb, oder komplizierter, wie zum Beispiel ein Plan zur Erhöhung der Erfüllungsquote von audiometrischen Nachuntersuchungen bei Mitarbeitern mit einer Hörschwellenverschiebung. Mitunter sind auch komplexere Änderungen am Programm notwendig, die etwa die strategische Planung von Projekten nach sich ziehen, um mit technischen Schutzmaßnahmen persönliche Tages-Lärmexpositionspegeln über 80 dB(A) unter die Schwelle zu senken.

  • Ein wirkungsvolles Gehörschutzprogramm kostet Geld, Zeit und Energie. Es empfiehlt sich, die tatsächlichen Kosten des Programms zu ermitteln und diese mit den Kosten zur Reduzierung von gefährlichem Lärm zu vergleichen. Eine Kostenwirksamkeitsanalyse kann Aufschluss darüber geben, ob Mittel zweckmäßig zugewiesen sind, oder ob durch Änderungen eine höhere Effizienz des Programms bewirkt werden könnte.


Was ist gefordert?

  • Die Europäische Richtlinie 2003/10/EG über physikalische Einwirkungen (Lärm) legt Mindestanforderungen für den Schutz der Arbeitnehmer gegen Gefährdungen ihrer Gesundheit und Sicherheit durch Einwirkung von Lärm, insbesondere die Gefährdung des Gehörs, fest. Die Richtlinie erläutert die zu beachtenden Grundsätze zur Verringerung oder Vermeidung des Risikos von lärmbedingtem Gehörverlust. Im Grunde werden hier bereits die Schlüsselelemente eines Gehörschutzprogramms vorgelegt.


Grundsätzliches zur Programmbewertung

  • Allgemeine Präventionsleitlinie "Gehörschutz"

    Diese allgemeine Präventionsleitlinie “Gehörschutz” bildet die Grundlage für ergänzende Präventionsleitlinien und erläuternde Infomodule (in Vorbereitung). Sie stellt den Stand des Wissens des Sachgebietes Gehörschütz im Fachausschuss für „Persönliche Schutzausrüstungen“ zur Prävention von Lärmschwerhörigkeiten am Arbeitsplatz dar und richtet sich an Unternehmer, Versicherte und alle mit betrieblichem Arbeitsschutz an Lärmarbeitsplätzen befasste Personen.


Weiterführendes

  • Programm-Audit

    Ein Gehörschutzprogramm-Audit geht mehr in die Tiefe als eine Checkliste zur Konformität. Hierbei werden typischerweise Mitglieder der Geschäftsleitung und der Belegschaft befragt. Die Akten werden ausführlich gesichtet, und es wird versucht festzustellen, ob die tägliche Praxis mit den Richtlinien und Verfahren im Unternehmen im Einklang steht. Ein eingehendes Programm-Audit kann von einem internen Team durchgeführt werden, oder es kann ein externer Sachverständiger beauftragt werden.

  • Messgrößen verfolgen

    Messgrößen dienen dazu, den Effekt eines Interventionsprogramms zu ermitteln. Unten sehen Sie Beispiele. Sie wählen eine oder mehrere Größen und verfolgen die Werte über einen bestimmten Zeitraum, um Trends und Entscheidungsgrundlagen zu erhalten. Diese Größen können beispielsweise auf die Befunde in der audiometrischen Datenbank abstellen, um die Zahl der Fälle von Hörschwellenverschiebungen oder Hörverlusten zu verfolgen. Idealerweise kommen Hörschwellenverschiebungen in der lärmexponierten Mitarbeitergruppe gleich oft vor wie in dem im selben Betrieb nicht lärmexponierten Teil der Belegschaft. Somit müssten Hörtests bei Personen durchgeführt werden, die nicht im GHP sind, – was unter Umständen nicht praktikabel ist.

  • Statistische Hörschwellenverschiebung

    Um die Inzidenzrate von Hörschwellenverschiebungen zu berechnen, teilen Sie die Anzahl aufgetretener Hörschwellenverschiebungen durch die Anzahl der jährlichen Untersuchungen und multiplizieren das Ergebnis mit 100.

    % Hörschwellenverschiebungen = 100 x (# Hörschwellenverschiebungen/ # jährliche Untersuchungen)

    Angenommen, ein Unternehmen hat im Jahr 200 Hörtests durchgeführt, bei denen in 9 Fällen eine Hörschwellenverschiebung festgestellt wurde. Die prozentuale Hörschwellenverschiebung in der lärmexponierten Gruppe beträgt damit zusammen 100 x (9/200), also 4,5 %. Diese Zahl wird nun langfristig beobachtet, um zu sehen, ob die Rate akzeptabel bzw. stabil ist.

  • Audiometrische Schwankungen

    Eine weitere Methode ist das Beobachten von Schwankungen (statistischen Abweichungen) in der audiometrischen Datenbank bei Mitarbeitern, die über mehrere Jahre untersucht wurden. Starke Schwankungen in den audiometrischen Schwellen einer Population können auf ein tatsächlich verändertes Hörvermögen oder aber auf nicht richtig durchgeführte Hörtests oder andere Faktoren hindeuten, die die Integrität der Daten gefährden.

  • Weitere Messgrößen

    Es können noch weitere Messgrößen zur Abbildung anderer Aspekte des Gehörschutzprogramms herangezogen werden, wie zum Beispiel die Anzahl Personen in Gruppen mit kritischer Exposition, lärmmindernde Maßnahmen, die zu einer Verringerung der Exposition führen, oder das Erreichen eines Zielwerts für durchgeführte Gehörschutz-Dichtsitzprüfungen.

    Beispiele für Größen, die langfristig beobachtet werden könnten:
     

    • Lärmreduzierung in Dezibel durch Lärmschutzprojekte
    • Persönlicher Dämmwert nach Gehörschutz-Dichtsitzprüfung
    • Anzahl der angebotenen und benutzten Arten von Gehörschutzmitteln
    • Einhaltung der Vorschrift zur Benutzung von Gehörschutz nach Schulung

Welche Überlegungen sind wichtig?

    • Kann die Bewertungsphase zeitlich verteilt werden, um jeweils einzelne Aspekts des Programms, wie beispielsweise die Qualität der audiometrischen Datenbank, zu untersuchen?
    • Würde der Einsatz von Mitteln für lärmmindernde Maßnahmen langfristig zu Kosteneinsparungen führen, indem weniger Personen in das Gehörschutzprogramm aufgenommen werden müssen?
    • Befragung der lärmexponierten Mitarbeiter, um zu erfahren, wie sie das Gehörschutzprogramm wahrnehmen (darüber urteilen)?
    • Beauftragung eines externen Sachverständigen mit einer „Tiefenanalyse“ von Audiometriedatenstreuung, Dokumentationspraxis und Interventionsmaßnahmen?
    • Sogenannte SWOT-Analyse (zur Ermittlung von Stärken, Schwächen, Chancen, Gefahren) des HVPP durchführen?
  • WICHTIGER HINWEIS: Dieser Information sind in bestimmten Ländern aktuell geltende Vorschriften zugrunde gelegt. In anderen Ländern oder örtlich können abweichende Anforderungen gelten. Beachten Sie stets die Gebrauchsanleitung eines Produkts und einschlägige nationale Regelwerke. Diese Website ist zur allgemeinen Information bestimmt und nicht als Grundlage für konkrete Entscheidungen gedacht. Das Lesen dieser Informationen vermittelt keine Fachkompetenz im Gebiet Sicherheit und Gesundheit. Die Informationen sind am Datum der Veröffentlichung aktuell, künftige Anforderungen können abweichen. Die Informationen sollten nicht für sich allein, sondern in einem größeren Zusammenhang betrachtet werden. Oft finden Sie an anderer Stelle weiterführende oder erläuternde Informationen. Geltenden Gesetzen und Vorschriften ist in jedem Fall Folge zu leisten.

    Ihre 3M Niederlassung vor Ort steht Ihnen für weitere Informationen zu Verfügung.